Für Radsport-Legende Eddy Merckx ist jeder Sportler ein Siegertyp
Zahlreiche Schweizer bei der «Eddy Merckx Classic» im Salzkammergut
Der frühere belgische Tour-de-France-, Giro-d’Italia- und Weltmeisterschafts-Sieger Eddy Merckx lockte bei der 9. Auflage der «Eddy Merckx Classic»-Rennen über knapp 170 kmam westlichsten Rand des touristischen Salzburger Salzkammerguts, in der Region Fuschlsee, über 1'500 Radsportbegeisterte an, darunter waren auch viele Velofans aus der Schweiz. Kulturonline.ch traf die Radsport-Legende zum Gespräch.
Homepage vom Salzkammergut in Österreich
Nach dem bisherigen Austragungsort Eugendorf gilt neu die idyllische Landschaft von Fuschl am See als Eldorado für Radsportfans aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. In drei unterschiedlich langen Distanzen durften die Teilnehmenden mit Eddy Merckx mitfahren. Schon beim ersten Classic-Tag traten im internationalen Teilnehmerfeld 130 Radfahrerinnen und Radfahrer in die Pedale, um die Stiftung «Wings for Life», welche sich für die Rückenmarkforschung einsetzt, je mit 200 Euro-Startgeld zu unterstützen. Am Schluss kamen so 20'000 Euro zusammen. Der zweifache Motocross-Weltmeister Heinz Kinigadner und Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz haben diese Stiftung ins Leben gerufen.
Dass ein solche Veranstaltung in einer relativen Radprovinz, aber herrlichen Ferienregion, den Namen von Eddy Merckx tragen darf, ist aussergewöhnlich.
«Im Jahr 2006 fand in Salzburg die Rad-Weltmeisterschaft statt, dabei lernte ich auch die Umgebung von Fuschl am See durch meinen Freund Leo Bauernberger von Salzburger Land Tourismus kennen. Daraus ergab sich eine enge Freundschaft. Inzwischen haben sich diese Austragungen weit herumgesprochen. Alleine mein Team besteht aus 16 Weggefährten, darunter befinden sich mein belgischer Landsmann, der siebenfache Bordeaux–Paris-Sieger Herman Van Springel (72), und der frühere deutsche Bahn- und Strassenweltmeister Rudi Altig (78)», sagte Eddy Merckx beim Gespräch im Hotel Seewinkel. Unter den Teilnehmenden waren zudem der Snowboard-Weltmeister Andreas Promegger sowie der ehemalige österreichische Radprofi Georg Postel.
Mit einem Lachen ergänzte Merckx: «Am 17. Juni 2015 durfte ich ja meinen 70. Geburtstag mit meiner Familie feiern. Hier im Salzkammergut kann ich nun den runden Geburtstag mit meinen Radsportfreunden auf eine sympathische Art und Weise sowie für einen guten Zweck nachfeiern. Selbst ein "Fassl Bier" will ich anzapfen, denn dieser Event ist nicht nur Rennsport, es ist zudem ein Fest für Rennradfans.» 2014, mit 69 Jahren, musste sich Merckx wegen Herzproblemen einen Bypass setzen lassen, aber darüber mochte er nicht reden: «Ich geniesse jetzt lieber das Leben!»
Im Jahr 1977 beendete der Belgier seine unvergleichliche Radrennsport-Karriere. Eddy Merckx verfolgt heute Jahr für Jahr mit Interesse die Tour-de-France, Giro-d’Italia und natürlich die Tour de Suisse, die er 1974 in 45:05:56 Stunden gewann. Dabei fuhr er mit dem Rennrad, welches er bei seinem Stundenweltrekord von 1972 in Mexiko-Stadt fuhr und in 60 Minuten 49,431 km erreichte. Diese Rekordfahrt wurde erst 30 Jahre später gebrochen.
Seine Liebe zur Schweiz ist geblieben. Eddy Merckx: «Ich habe nicht zuletzt mit dem damaligen Tour de Suisse-Sieg von 1974 angenehme Erinnerungen an das schöne Land. Wenn immer möglich komme ich gerne zurück, vor allem für das Skifahren.»
In Fuschl am See wurde Kulturonline.ch zum Interview mit Radsport-Legende Eddy Merckx eingeladen.(c) Fotos: ROPO/MuA.
Vom Sportler zum Unternehmer
Eddy Merckx Erfolge füllen zahlreiche Bücher: Er gewann mehr Strassenrennen als jeder andere Fahrer, je fünfmal die Gesamtwertung der Tour de France und des Giro d’Italia, dazu je einmal die Spanien-Rundfahrt. Dreimal wurde er Strassenweltmeister.
1969 wurde ihm Doping nachgesagt, so dass er wegen ungeklärten Umständen vom Giro d'Italia ausgeschlossen wurde. Er beteuerte stets seine Unschuld und warf den Organisatoren Manipulation vor. Später wurde die Sperre aufgehoben. Nach dem Ende der Karriere erfuhr die Öffentlichkeit, dass Merckx Corticosteroide einnahm, die allerdings erst im Jahr 1980 auf die UCI-Dopingliste kamen. Heute ist dies kaum mehr ein Thema. Merckx wird verehrt.
Im Verlauf der Karriere wurde Eddy Merckx mit vielen Auszeichnungen überhäuft: Er wurde dreimal Weltsportler des Jahres (1969, 1971, 1974), zweimal Europas Sportler des Jahres (1969 und 1970). 1996 bekam Merckx vom belgischen König den Titel Baron und wurde in den Adelsstand erhoben, auch eine U-Bahn-Station in Brüssel trägt seinen Namen. 2010 war er auf einer Briefmarke der belgischen Post abgebildet.
Nach seiner Radsport-Karriere wurde er Unternehmer, baute Rennräder und war als Botschafter für den Radrennsport unterwegs. 2008 verkaufte Merckx sein Unternehmen, allerdings baute er 2015 zu seinem 70. Wiegenfest exklusiv ein Rennrad mit dem Namen «Eddy Merckx 70» in limitierter Stückzahl von 70 Exemplaren. Diese waren schnell ausverkauft, inzwischen liegen die Kaufpreise pro Rennrad bei mehr als 14'000 Euro.
Sein Sohn Axel Merckx war übrigens ebenso Profi, er beendete seine Karriere mit dem Team «T-Mobile» im 2007.