Volkshochschule Wil: «Persönlich im Hof zu Wil» förderte Dialog zwischen Christentum und Islam
Dialogbereit. Von links: Imam Bekim Alimi, Moderator Roland P. Poschung, Ex-Regierungsrätin Kathrin Hilber und Carola Nadler, Sekretärin Volkshochschule Wil. (c) Foto: Helena Hohermuth/Kulturonline.ch.
Über 50 Besuchende verfolgten mit grosser Aufmerksamkeit die 5. Auflage der Gesprächsreihe «Persönlich im Hof zu Wil», die sich wegen der notwendigen, aber zugleich kurzweiligen Gesprächsdauer von rund 2 Stunden deshalb als «Rekordveranstaltung» herausstellte. Vom Familienleben bis zum heutigen beruflichen Wirken und bis zu den religiösen, heiklen Themen und Unterschieden, alle diese Aspekte wurden offen angesprochen.
Einfühlsam und geschickt verband Moderator Roland P. Poschung die Schilderungen über die Kindheit und das weitere Werden – unter anderem in beruflicher und religiöser Hinsicht – zwischen der ehemaligen SP-Regierungsrätin Kathrin Hilber, die aus Wil stammt, und dem Imam Bekim Alimi, der in Tetovo/Mazedonien geboren wurde.
Unterschiedliche Lebensgeschichten
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Bekim Alimi absolvierte die Islamische Mittelschule in Skopje und besuchte später die Fakultät der Islamischen Theologie und Philosophie an der Universität Al Azhar in Kairo, Ägypten. Danach lernte er im Fernstudium für das Nachdiplom an der Open American University Kairo, ehe er zu seinen Eltern in die Schweiz zog und Imam in Wil wurde. Seit Dezember 2015 ist er zudem Präsident des Dachverbandes islamischer Gemeinden in der Ostschweiz und im Fürstentum Liechtenstein.
Kathrin Hilber wurde zuerst Primarlehrerin, ehe sie Sozialpädagogik, Psychologie und Familienrecht an der Uni Zürich studierte und mit dem Lizentiat lic.phil. I abschloss. 1987 wurde sie Rektorin an der Ostschweizerischen Höheren Fachschule für Sozialarbeit. 1996 bis 2012 amtete sie als Regierungsrätin und Vorsteherin des Departementes des Innern im Kanton St. Gallen. Seit 2012 ist sie selbständige Beraterin und Mediatorin in der Praxisgemeinschaft Konsens46 in St. Gallen.
St. Galler und Wiler Erklärungen gingen fast vergessen

In einem weiteren Gesprächsteil gingen die Ehrengäste auf die interreligiösen und interkulturellen Aspekte in der heutigen Zeit, mit allen internationalen Spannungen und regionalen Aufgaben und Herausforderungen ein. Spannend und vielseitig wurden die Vorfälle dargelegt, aber auch nach Lösungen und Gemeinsamkeiten gesucht. Die Volkshochschule Wil wollte gerade in dieser von Terror und kriegerischen Auseinandersetzungen geprägten Zeit auf lokaler Ebene eine wertvolle Brücke zur Verständigung bilden.
Moderator Roland P. Poschung, Inhaber der Firma Medien und Ausbildung (MuA) sowie Mitglied im Care Team des Kantons St. Gallen, erinnerte dabei auch an die St. Galler Erklärung von September 2005 und an die Wiler Erklärung von 2007, die Grundsätze und Leitlinien für ein friedliches Miteinander aufzeichnen, aber in der Gesellschaft etwas in Vergessenheit gerieten.
Fragen vom Publikum und die nächste Veranstaltung mit Pepe Lienhard
Auch die Zuhörenden hatten in der Folge Gelegenheit Fragen zu stellen. In der Diskussion ging es am Schluss um die Erkenntnis, dass es beispielsweise nicht um Christen und Moslems in unserem Leben geht, sondern dass wir vielmehr gemeinsam mit allen Glaubensrichtungen die Grundwerte unserer Gesellschaft in Frieden, Respekt und Toleranz möglichst ohne Sorgen und Angst hochhalten müssen.
Die nächste Veranstaltung findet am Sonntag, 20. März 2016, 10 Uhr, im Hof zu Wil statt. Pepe Lienhard darf als VIP begrüsst werden. Anmeldungen an http://www.vhs-wil.ch/(HH)