«Persönlich im Hof zu Wil» in Wil SG über das Leben und Sterben
Eine Ambiance im Hof zu Wil, die die Herzen öffnete. Moderator Roland P. Poschung (rechts) im Gespräch mit FDP-Ständerätin Karin Keller-Sutter und Dominik Tanner, REGA-Helipilot und Basisleiter. © Fotos: Helena Hohermuth.
Berührendes von Ständerätin Karin Keller-Sutter und REGA-Helipilot Dominik Tanner.
Schon im Vorfeld kündigte Moderator Roland P. Poschung eine spannende 7. Ausgabe der Gesprächsreihe «Persönlich im Hof zu Wil» der Volkshochschule Wil an. In eindrücklichen und offenen Worten berichteten FDP-Ständerätin Karin Keller-Sutter und der REGA-Helipilot sowie Basisleiter St. Gallen-Gossau, Dominik Tanner, über ihren Werdegang und die aussergewöhnlichen Erlebnisse.
Im Saal begrüsste Daniel Schönenberger, Leiter der Volkshochschule Wil, die zahlreich erschienenen Besucherinnen und Besucher und ganz speziell die beiden Ehrengäste. Lobende Worte fand er in der Einleitung für Moderator Roland P. Poschung, der jeweils mit der perfekten Organisation und feinfühligen Durchführung attraktive Schwerpunkte setzte.
Lebensstationen mit Hochs und Tiefs
Die beliebte St. Galler Ständerätin wuchs mit drei älteren Brüdern im Restaurant Ilge in Wil auf: «Schon am Stammtisch lernt ich zu diskutieren und entdeckte die Freude an der Politik. Mein späteres Studium als Übersetzerin und Konferenzdolmetscherin war für den beruflichen Werdegang nützlich». Sie wurde unter anderem Gemeinderätin, Kantonsrätin, Regierungsrätin/-präsidentin und seit 2011 ist sie Ständerätin.
Staunen und lachen. VHS-Leiter Daniel Schönenberger und Moderator Roland P. Poschung freuten sich mit dem Publikum über die speziellen Geschichten von SR Karin Keller-Sutter und REGA-Helipilot Dominik Tanner (v. r.).
Mehrere Lebensstationen mit Hochs und Tiefs sowie spezielle Aufgabenbereiche wurden angesprochen. Da durfte die knapp verpasste Bundesratswahl vom September 2010 nicht fehlen. Ob sie wieder kandidieren würde, liess sie offen. Ein allfälliger Fondue-Deal des Moderators und ihr, je nach Verlauf «in der langen Nacht der langen Messer in Bern», sorgte für Lacher und das Publikum wünschte sich – bei den passenden Rahmenbedingungen – erneut ihre Kandidatur.
Bezugnehmend auf das Buch «DeadLine – Prominente über Leben und Sterben» (Verlag TVZ) erinnerte sie sich an ihre zwei Fehlgeburten, die zum Schluss führten, dass sie schweren Herzens für andere Aufgaben im Leben bestimmt sei. Aktuelle lokale und internationale Themen wie die überraschende Situation in Unterwasser, die Pfarreisorgen in Zuzwil, das Bahnproblem von Wil oder EU/CH, Trump vs. Clinton wurden ebenso offen und kritisch angesprochen.
Nacktwanderer von REGA gerettet
Die Schweizerische Rettungsflugwacht (REGA) zählt inzwischen 3 Mio. Mitglieder. In faszinierenden Schilderungen erlaubte Helipilot Dominik Tanner hinter die REGA-Kulissen zu blicken. Schon in der Schule wuchs der Wunsch Pilot zu werden. Die Armee ermöglichte ihm die vielseitige Ausbildung und seit 2003 ist er bei der REGA mit über 3000 Einsätzen und 4000 Flugstunden erfolgreich tätig. «Leben zu retten ist das Ziel der Einsätze», dabei zeigt das Team bei den Ereignissen starke Nerven. «Schlimm sind jeweils Unfälle mit Kindern, da kann es schon vorkommen, dass zwischendurch – Abseits vom Geschehen – allein oder später im Team Tränen des Mitgefühls fliessen» und Tanner fügt bei: «Der Teamgeist ist zentral, Kritik und Anerkennung sind wichtig und nützlich, um stets motiviert in den nächsten Einsatz zu fliegen. Und das Dazulernen gehört zum Alltag.»
Von der Bedeutung der Familie, vom Glauben an Schutzengel war weiter die Rede und lustige Episoden kamen zum Glück ebenso vor. Die Lacher hatte Dominik Tanner auf seiner Seite, als er von der Rettungsaktion mit einem Nacktwanderer berichtete, der sich auf einem Baum verfangen hatte. Diesen Alarm löste ein überraschter Staatsanwalt aus, der zufällig dort (aber angezogen!) wanderte und die Hilferufe des Verzweifelten hörte und die REGA aufbot.
Schöne Überraschung am richtigen Sitzplatz. Elias Lusti aus Bronschhofen (l) fand unter seinem Stuhl einen REGA-Gewinnkleber. REGA-Helipilot Dominik Tanner bei der Übergabe des Geschenkes.
Höhepunkt der kurzweiligen Gesprächsrunde war, dass die Gäste als Überraschung ihren Stuhl in die Höhe halten mussten. Wer dann einen REGA-Kleber auf der Unterseite der Sitzfläche vorfand, der gewann ein massgetreues Heli-Model «AugustaWestland Da Vinci».
Das nächste «Persönlich im Hof zu Wil» ist am Sonntag, 27. November 2016, Beginn um 10 Uhr, mit der Wiler Stadtpräsidentin Susanne Hartmann sowie Bauchredner Urs Kliby mit der vorwitzigen Eselin Caroline. (HH)